05.12.07 18:07 Age: 16 yrs

Johanna Billing - review of Basel show by taz

Category: general news

 

"No to competition, Yes to more for all" - German tageszeitung about Johanna Billing's retrospective show called "Forever Changes" in Basel, fall 2007.

Ein Meer voller Zeichen
Vom Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft: Die Werkschau der schwedischen Videokünstlerin und Musikerin Johanna Billing im Kunstmuseum Basel.

VON CLEMENS NIEDENTHAL

(...)

"Alles ist bedeutsam. Und doch ist nichts so bedeutend, dass das Nichtwissen darum zu einem Ausschlusskriterium werden könnte. Im Gegenteil: Johanna Billings Arbeiten funktionieren poetisch und radikal inklusiv. Oder, wie es die 1973 in Jönköping geborene Künstlerin auf einer der diversen Myspace-Seiten erzählt, die sie wahlweise ihren Videoarbeiten, ihrer Musik oder ihrem eigenen Plattenlabel Make it Happen gewidmet hat: "No to competition, Yes to more for all."
Überhaupt Myspace. Wer nach Johanna Billing sucht, wird sie am allerehesten dort treffen. Wird eine Musikerin, eine Labelbetreiberin und eben eine Künstlerin entdecken. Wird sich, die Ästhetik und die Umtriebigkeit betreffend, vielleicht an das kanadische MusikerInnenkollektiv "Broken Social Scene" erinnert fühlen. Schnell merkt man, dass sie kein weiblicher Rodney Graham ist, keine Künstlerin und auch noch Musikern. Eher findet man den Autorenmythos der Spätmoderne, Kunst, Pop, akademische Diskursivität, Alltag, alles ist ineinander verwoben.


In der Moderne war das Konzept Band einmal zu einem bevorzugten Glamour- und Bedeutsamkeitsprojekt der Kunst geworden. Man bewunderte den Pop für seine Unmittelbarkeit und für die Aufmerksamkeit, die er zu erzeugen in der Lage war. Für die riesigen Bühnen und das riesige Publikum. In gewisser Weise, und dafür steht die Künstlerin Johanna Billing, hat sich dieses Verhältnis umgekehrt. Es ist der Kunstbetrieb, der heute die Aufmerksamkeit und die Öffentlichkeit erzeugt. Auch und gerade, wenn Johanna Billing einmal nichts anderes macht, als sich und ihre Freunde gemeinsam im Tonstudio zu filmen.


"You dont love me yet" heißt die daraus entstandene Arbeit. Wieder eine Coverversion, diesmal von Roky Erickson und gemeinsam mit dem Soundtrack zum Video "Magical World" rechtzeitig zur Baseler Ausstellung als Vinylplatte auf dem Münchner Label Apparent Extent erschienen. Die Platte übrigens konnte nur veröffentlicht werden, weil sich zwei Galerien an den Produktionskosten beteiligt haben. Die Kunst finanziert den Pop. Aber Johanna Billing mag diese Grenze ohnehin nicht ziehen."


Foto: Szene aus Johanna Billings Video "Magic & Loss", 2005.  
Foto: kunstmuseum basel